Waldbaden ist eine Natur-Erfahrung, ein bewusstes Erleben der Schönheit und des Zaubers des Waldes. Es ist das Eintauchen in ein grosses zusammenhängendes, atmendes Lebewesen. Das bewusste Wahrnehmen seiner Lebensenergie, die ständig fliesst.

Pflanzen und Insekten kommunizieren über Moleküle, die ganz spezifische Informationen vermitteln. Wenn zum Beispiel Pflanzen von Schädlingen angegriffen werden, geben sie bioaktive Substanzen über Wurzeln und Luft ab, die ganz konkrete Angaben über Art und Ausmass der Angreifer übermitteln. Sie alarmieren Artgenossen in der Nähe und lassen diese Abwehrstoffe bilden, so dass sie für den spezifischen Feind ungeniessbar oder giftig werden. Mit einem Buffet an gasförmigen Düften werden gleichzeitig Nützlinge herbeigelockt.

Bäume leben in enger Gemeinschaft mit Pilzen zusammen, deren Mycelfäden ihre Wurzeln durchwachsen oder umfangen. Über diese riesigen unterirdischen Netze kommen sie an Nährstoffe und Wasser, die sie mit ihren Wurzeln alleine nicht erreichen könnten. Botschaften können über weite Distanzen übermittelt werden. Unsere lange Geschichte der Koevolution mit Pflanzen macht unsere eigenen biologischen Systeme empfänglich für ihre Sprache.

Die meisten Chemischen Botschaften bestehen aus sekundären Pflanzenstoffen, den Terpenen, die auch in Ätherischen Ölen vorkommen. Wir nehmen sie über Haut und Lunge auf, wenn wir in den Lebensraum Wald eintauchen und die Waldgerüche einatmen. Unser Immunsystem interagiert mit diesem Cocktail an bioaktiven Substanzen und wird gestärkt. Blutdruck und Herzfrequenz werden gesenkt. Die aromatischen Stoffe gelangen über die Riechzellen direkt ins Lymbische Hirnsystem, unser Gefühlszentrum. Wir werden unbewusst psychologisch beeinflusst: Wir fühlen uns wohl und entspannt. Am meisten gesunde Terpene geben die Nadelbäume ab, aber auch Buche, Eiche, Birke und Hasel strömen besonders viel von diesem Heiltrunk aus.

Die immunstärkende Wirkung lässt uns Viren, Bakterien und degenerierte Zellen effizienter bekämpfen.

In Japan heisst Waldbaden Shinrin-Yoku und gilt als offiziell anerkannte Methode zur Vorbeugung und unterstützenden Behandlung bei Krankheiten. Es ist im staatlichen Gesundheitswesen integriert und wird an Universitäten und in Kliniken als eigener Forschungszweig Waldmedizin gefördert. Studien des gerne zitierten Qing Li zufolge, erhöht der Aufenthalt im Wald unsere Killerzellen und unsere Anti-Krebs Proteine signifikant. Ein eintägiger Aufenthalt im Wald erhöht unsere Anzahl Killerzellen um fast 40% und lässt sie ausserdem aktiver werden, dies für eine Zeitdauer von 7 Tagen. Bei einem Aufenthalt von 2 bis 3 Tagen erstreckt sich die Wirkung auf 30 Tage, bei einer Erhöhung der Killerzellen auf über 50%.

Diese Wirkung entsteht rein durch die Anwesenheit im Wald, durch das Atmen, ganz ohne körperliche Anstrengung.